(Veröffentlicht am 12.10.2021) Bund und Länder haben den Verein Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) vor genau einem Jahr, am 12. Oktober 2020, gegründet. Nur drei Tage später wurde die Geschäftsstelle des Vereins in Karlsruhe offiziell eröffnet. Das Ziel des Vereins: Ein flächendeckendes, optimiertes Forschungsdatenmanagement als Basis für eine effektivere Wissenschaft etablieren und so neue Erkenntnisse fördern, die Mensch und Umwelt nutzen. Hier sind die Meilensteine der vergangenen zwölf Monate.

Mammutaufgabe mit hunderten Beteiligten: Der Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur
Das Besondere an NFDI ist, dass viele verschiedene Einrichtungen mit unterschiedlichen fachlichen Ausrichtungen die Möglichkeit haben, das Forschungsdatenmanagement der Zukunft mitzugestalten. Um Wissenschaftler:innen aus ganz Deutschland am Aufbau einer Forschungsdateninfrastruktur zu beteiligen, wird aktuell ein großes Netzwerk von Organisationen geschaffen. Bereits 192 Vereinsmitglieder konnten im ersten Jahr gewonnen werden. Neben Bund und Ländern als Gründungmitglieder, sind darunter zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Nur mit seinen fünf Organen ist der Verein richtig funktionsfähig. Das Direktorat wurde mit York Sure-Vetter als Direktor und Eva Lübke als Kaufmännischer Leiterin besetzt. Außerdem konnten die Mitgliederversammlung, das Kuratorium, der Wissenschaftliche Senat und die Konsortialversammlung etabliert werden. Zukünftige Entscheidungen können von den Organen demokratisch abgestimmt werden. Der weitere Aufbau wird somit von vielen Personen aus Forschung und Politik mitgestaltet und das deutsche Wissenschaftssystem wird in seiner Breite berücksichtigt.

Anfang Oktober 2020 Jahr startete auch die Förderung der ersten neun Konsortien DataPLANT, GHGA, KonsortSWD, NFDI4BioDiversity, NFDI4Cat, NFDI4Chem, NFDI4Culture, NFDI4Health und NFDI4Ing. In den vergangenen Monaten haben diese ihre individuellen Strukturen aufgebaut, Arbeitsbereiche eingerichtet und wurden in das Vereinsnetzwerk integriert. Die Konsortien haben Konferenzen ausgerichtet, (digitale) Veranstaltungsformate organisiert und bereits ein Bewusstsein für die Relevanz eines effektiven Forschungsdatenmanagements in ihren Communitys geschaffen. Gemeinsam wurden Querschnittsthemen herausgearbeitet, die für viele Konsortien eine besondere Relevanz haben und fächerübergreifend in Sektionen bearbeitet werden sollen.
In diesem Oktober sind weitere zehn Konsortien an den Start gegangen. Erste Termine zur Integration von BERD@NFDI, DAPHNE4NFDI, FAIRmat, MaRDI, NFDI4DataScience, NFDI4Earth, NFDI4Microbiota, NFDI-MatWerk, PUNCH4NFDI und Text+ haben bereits stattgefunden.

Bei inzwischen 19 geförderten Konsortien und verschiedenen Vereinsorganen kommen Hunderte eingebundene Personen zusammen. Vernetzt werden diese über verschiedene Kommunikationskanäle sowie regelmäßige interne und externe Veranstaltungen und Treffen. Unter anderem konnte die öffentliche Vortragsreihe „NFDI InfraTalk“, in der Expert:innen aus den Konsortien über ihre Arbeit im Bereich Forschungsdatenmanagement berichten, etabliert werden.

Das erste Jahr war somit geprägt vom Aufbau der Strukturen, die für das Funktionieren des Vereins und die Steuerung und Koordinierung einer gemeinsame Forschungsdateninfrastruktur wichtig sind.

Verschiedene Fachrichtungen an einem Tisch: Workshops, Sektionen und Task Forces
Egal ob Chemie, Germanistik, Soziologie oder Medizin: Forschungsdaten fallen in sämtlichen Disziplinen an. Häufig ist es jedoch mit viel Aufwand verbunden oder gar nicht möglich, Daten anderer Wissenschaftler:innen zu finden, diese (bei entsprechender Berechtigung) abzurufen und nachzunutzen. Um dies zu erleichtern, sollen in den einzelnen Disziplinen (und nach Möglichkeit darüber hinaus) allgemein akzeptierte Prozesse zu einem standardisierten Umgang mit Forschungsdaten etabliert werden. NFDI hat dazu u.a. die Workshopreihe „Metadata and Ontologies“ ins Leben gerufen und bringt Expert:innen verschiedener Bereiche an einen Tisch. Zudem wurde Ende September die Sektion „(Meta)daten, Terminologien und Provenienz“ eingerichtet (https://www.nfdi.de/einrichtung-von-ersten-sektionen/).
Eine weitere gemeinsame Herausforderung ist die Konzeption gemeinsamer Infrastrukturen für einen interoperablen Datenaustausch. Die Sektion „Common Infrastructures“ widmet sich dieser Aufagbe.
Gerade bei personenbezogenen Daten oder Daten, die das geistige Eigentum betreffen, muss das Thema Datensouveränität betrachtet werden. NFDI hat dazu die Sektion „Ethical and Legal Aspects“ eingerichtet. Hier soll geklärt werden, wie Daten in Einklang mit Datenschutz, Urheberrecht, Patentrecht, etc. geteilt werden können.
Damit in Zukunft immer mehr Forschende über Datenkompetenz verfügen, ist die Sektion „Training and Education“ an den Start gegangen. Denn die Basis für eine gute Datenqualität und ein flächendeckend gelingendes Forschungsdatenmanagement ist das Knowhow der einzelnen Wissenschaftler:innen bei der Datengenerierung, -verarbeitung und -archivierung. 
Auch in verschiedenen Task Forces und Arbeitsgruppen, beispielsweise zu nützlichen Tools, kommen Personen aus verschiedenen Disziplinen zusammen und lernen voneinander.

Vernetzung über den Verein hinaus und internationale Perspektiven
Der NFDI-Verein wirkt über die Konsortien und die Mitgliedsinstitutionen hinaus, um die entstehende Forschungsdateninfrastruktur national und international anschlussfähig zu gestalten. So wurde die Anbindung der deutschen Forschungsdateninfrastrukturen an europäische und internationale Plattformen angestoßen. Insbesondere ist NFDI das mandatierte Mitglied für Deutschland bei der European Open Science Cloud (EOSC). Mit dem Drittmittelprojekt FAIR-Data Spaces, das Wissenschaft und Wirtschaft zusammenführt, ist NFDI seit dem Start im Mai mit dem europäischen Projekt Gaia-X verbunden. Zu weiteren relevanten Akteuren, beispielsweise der Medizininformatik Initiative (MII) und den Forschungsdatenmanagement-Landesinitiativen, wurden Kontakte aufgebaut.

Das Fazit nach 365 Tagen NFDI-Verein
Der Verein konnte seit der Gründung vor einem Jahr bereits den wichtigsten Grundstein für ein übergreifendes Forschungsdatenmanagement in Deutschland legen und Akteur:innen umfassend vernetzen. Damit wurde der Weg geebnet, bestehende Angebote zu bündeln und weiterzuentwickeln sowie neue Lösungen wissenschaftsgetrieben zu kreieren. Auch im nächsten Jahr wird der NFDI-Verein weitere Einrichtungen miteinander vernetzten, die Konsortien der zweiten Förderrunde integrieren und sich auf weitere Konsortien in der dritten Runde vorbereiten.
Dank funktionsfähiger Strukturen kann der Verein im zweiten Jahr seines Bestehens weiter durchstarten und auch sein Engagement auf europäischer Ebene zunehmend ausbauen.

Wir freuen uns, nach einem Jahr ein sehr positives Fazit ziehen zu können und möchten an dieser Stelle allen Beteiligten für Ihr Engagement danken. Ohne sie wäre NFDI nicht möglich.

Andere Beiträge

Beiträge

Förderung für neue Basisdienste zu Jupyter-Notebooks, Datenmanagementplänen und Wissensgraphen

Die Basisdienst-Initiativen Jupyter4NFDI, DMP4NFDI und KGI4NFDI haben Anträge zur Förderung eingereicht. In ihrer Sitzung am 12. April hat die Konsortialversammlung (KV) des NFDI-Vereins positiv über die Förderung der drei Anträge abgestimmt. Somit können die Vorhaben zeitnah in ihre erste Phase (Initialisierungshase) starten. Die Fördermittel werden über Base4NFDI fließen.

mehr lesen

Neuer Vorsitz für die Konsortialversammlung gewählt

Die Konsortialversammlung des NFDI-Vereins hat in ihrer Sitzung am 12.04.2024 turnusgemäß einen neuen Vorsitz gewählt. Prof. Dr. Christoph Eberl (NFDI-MatWerk), Dr. Barbara Ebert (NFDI4Biodiversity) und Prof. Dr. Stefanie Weidtkamp-Peters (NFDI4BIOIMAGE) werden den Vorsitz in der kommenden zweijährigen Amtszeit als kooperativ arbeitendes Team in rollierender Besetzung wahrnehmen. 

mehr lesen